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Klagenfurt bekommt einen Online-Marktplatz: “Die Frage ist nur wie?”

Gepostet in News3 Monate alt • Geschrieben von RedaktionKeine Kommentare

Lokale Händler sollen auf der Plattform ihre Produkte präsentieren und verkaufen können, der Start soll im Herbst 2014 erfolgen. Doch noch wird heftig über die Planung und Umsetzung des Online-Marktplatzes gestritten. Streitpunkte sind fehlende Konzepte, “dubiose Konstruktionen im Hintergrund” und fehlende Einbindung der Händler.

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Nach Villach will nun auch die Kärntner Landeshauptstadt Klagenfurt in die Local-Commerce-Offensive gehen. Allerdings läuft hier nicht alles so rund wie gewünscht.

Nachdem vor wenigen Tagen der Villacher Online-Marktplatz villachShop online gegangen ist, will nun auch das Stadtmarketing Klagenfurt mit einer Local-Commerce-Offensive durchstarten und lokalen Händlern die Möglichkeit bieten, im Web zu verkaufen. Das Shop-Angebot soll die Stadt Klagenfurt 200.000 Euro kosten und im Herbst 2014 online gehen, die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Doch während der villachShop still und leise seinen Weg ins Web fand – umgesetzt wurde er vom Wiener Startup Coolshop – wird in Klagenfurt noch immer heiß über die Umsetzung des geplanten Online-Marktplatzes diskutiert.

Kritik: “Schriftliches Konzept fehlt”

Da wäre etwa die Tatsache, dass bislang kein schriftlicher Plan zum Onlineshop vorliege, wie die Klagenfurter Tourismusverband-Obfrau Waltraud Fresenberger kritisiert. „Die Idee eines Online-Shop-Portals ist von der Interessensgemeinschaft Fußgängerzone entstanden und sollte mit dem Klagenfurter Stadtmarketing entwickelt werden“, erklärt Fresenberger. Ohne weitere Gespräche sei das Projekt dann aber vom Stadtmarketing „an eine dritte Institution“ in Auftrag gegeben worden. „Die Klagenfurter Händler können bei der Entwicklung und der Einführung des Portals keinen Einfluss mehr nehmen. Händler, die bereits Erfahrung im Onlineverkauf haben, wurden und werden nicht ins Projekt mit einbezogen“, kritisiert Fresenberger. Weiters hinzu kommt, dass Kritiker eine “dubiose Konstruktion” im Hintergrund vermuten, wie die Kleine Zeitung berichtet. Fresenberger zufolge gebe es zudem 600 Händler, die laut Plan am Online-Marktplatz teilnehmen sollten. Fresenberger: „Das glaube ich aber nicht.“ Denn eine Erhebung zur grundsätzlichen Bereitschaft der lokalen Händler, am Online-Marktplatz teilzunehmen, wurde nicht durchgeführt. Laut Fresenberger gebe es genügend Geschäfte in Klagenfurt, die über absolut keine Erfahrung im Bereich E-Commerce verfügen.

Alternative zu Big Players im E-Commerce

Die Kritik richtet sich vor allem gegen den Klagenfurter Vizebürgermeister Albert Gunzer, der das Local-Commerce-Projekt auf Schiene gebracht hat. Dieser wehrt sich gegen die Vorwürfe. In einer Ausgabe der Regionalzeitung Woche gab Gunzer bekannt, alle offenen Fragen in Bezug auf den geplanten Online-Marktplatz seien in mehreren Sitzungen bereits geklärt worden – und auch ein schriftliches Konzept solle demnächst öffentlich präsentiert werden. Die Idee hinter dem Online-Marktplatz ist freilich eine lobenswerte: Im Kampf gegen die Online-Pure-Player Amazon, Zalando und Co. soll im Sinne des „Local Commerce“-Gedankens eine E-Commerce-Infrastruktur für kleine, lokale Händler aufgebaut werden. Gegenüber dem ORF erklärte Gunzer: “Dahinter steht die Überlegung, dass ein Einzelbetrieb das Geld für einen professionellen Onlinehandel schwer aufbringt. Da habe ich gesagt, ich trete mit dem Geld in Vorlage und schaffe die Rahmenbedingungen. Ich mache die Anschubfinanzierung und es fließt dann ja über die monatlichen Beiträge der Händler wieder Geld zurück. Abwickeln wird es das Stadtmarketing. Der Händler hat keine anderen Kosten als 50 oder 100 Euro im Monat.”

Online-Marktplatz start im Herbst 2014: “Die Frage ist nur wie?”

Die Händler könnten ihre Ware online stellen, der Kunde könne die bestellte Ware direkt in der Filiale abholen oder sich nach Hause liefern lassen, so der Plan. Innerhalb von Klagenfurt peilt das Stadtmarketing gar eine same day delivery an. Fresenberger sind die Pläne jedoch zu wenig ausgereift und kommuniziert. Ihr zufolge stehe noch vieles im Dunklen: „Ein Online-Portal kann nur funktionieren, wenn vorab alle Maßnahmen wie Zahlungs- und Umtauschformalitäten die umfangreiche Rechtslage und mögliche Rechtsfolgen sowie Vertragsbedingungen und EDV mit den Onlineanbietern abgeklärt wird.” Dass der Online-Marktplatz wie geplant im Herbst 2014 starten wird, daran zweifelt Fresenberger nicht, doch: „Die Frage ist nur wie?“ Sie rät der Stadt Klagenfurt, ein Pflichtenheft zu erstellen und das Projekt auszuschreiben, Interessensgemeinschaften der Kaufmannschaft in das Projekt mit ein zu beziehen, Vorerhebungen durchzuführen und ein Maßnahmenheft für die lokalen Händler zu erstellen. Laut Stadt Klagenfurt wird der Online-Marktplatz definitiv im Herbst 2014 umgesetzt werden. Lokale Unternehmen, die den Schritt ins Netz nicht alleine wagen, können sich schon jetzt beim Stadtmarketing melden. Bislang haben das bereits 45 Klagenfurter Geschäfte getan, meldet die Kleine Zeitung.

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