nach oben

Amazon in roten Zahlen: “Weniger ist manchmal mehr”

Gepostet in Player2 Jahre alt • Geschrieben von RedaktionKeine Kommentare

Weil der Online-Riese Amazon im vergangenen Quartel tiefer in die roten Zahlen rutschte als erwartet, schickten die Anleger die Aktie des Onlinehändlers prompt auf eine abenteuerliche Talfahrt. Und wie reagierten die Kommentatoren, Analysten und Experten der Medien auf dieses Spektakel? www.etailment.at hat die wichtigsten Pressestimmen der vergangenen Tage für Sie zusammengefasst.

Apple, Google, Netflix, Alibaba und vielleicht auch bald Facebook? Der Onlinehändler Amazon sieht sich von allen Seiten konkurriert und ernsthaft bedroht – und will mit seiner Expansion in immer neue Geschäftsfelder die Flucht nach vorne antreten. Jüngste Investitionen in das Fire Phone, in Logistikzentren, Prime Instant Video, 3D-Druck, die E-Book-Flatrate, Prime Air und weitere Dienste haben den Online-Versandriesen jetzt erst einmal ordentlich in die Kreide gebracht. Das könnte Amazon zum Verhängnis werden, wie Jens Koenen in der aktuellen Ausgabe vom Handelsblatt erklärt. Denn: „Amazon ist ein Händler mit schmalen Margen, kein Internetriese mit Traumrenditen. Der Handel mit Waren wirft eine so kleine Rendite ab, dass größere Investitionen nur mit Mühe aus dem laufenden Geschäft finanziert werden können.“ Dem Amazon-Chef Jeff Bezos rät das Handelsblatt darum, seine Ideenkarte noch mal genauer anzuschauen und reduzierter vorzugehen: „Weniger ist manchmal mehr.“ Denn am Ende sei Amazon eben doch nur eines: ein Händler.

„Amazon arbeitet auf marktbeherrschende Stellung hin“

Aber dann eben nicht bloß irgendein Händler. Für die meisten seiner Kunden sei Amazon der Nummer-Eins-Onlineshop schlechthin. Ein Grund dafür sei die kompromisslose Kundenorientierung des Onlinehändlers, schreibt Jochen G. Fuchs auf t3n.de. Das gehöre nun mal zu Amazons Geschäftsstrategie, die sich – wie alle Investitionen des Online-Riesen – auf langfristigem Wege rechnen solle, wie selbst Amazon-Finanzchef Tom Sztutak angesichts des jüngsten Nettoverlusts von 126 Mio. Euro klarstellte. Doch worum geht es Amazon dabei letztendlich? Fuchs: „Amazon arbeitet gezielt auf eine marktbeherrschende Stellung hin. Viele strategische Entscheidungen nehmen bewusst Verluste in Kauf, um sich Wettbewerbern mit einer geringeren Kapitaldecke gegenüber einen Vorteil zu erwirtschaften.” Geht die Strategie Amazons auf, erwachse in letzter Konsequenz die Gefahr, dass Konditionen einseitig diktiert werden, kritisiert der t3n-Kolumnist: „Händler könnten mit Druck dazu gezwungen werden, bessere Einkaufskonditionen einzuräumen und Kunden könnten durch steigende Preise leiden.“ Fuchs plädiert darum, weiterhin kritisch über Amazon zu berichten: „Es kann nicht schaden, teuflisch gut darauf aufzupassen, dass ein nahezu marktbeherrschendes Unternehmen seine Stellung nicht unbemerkt missbrauchen kann.“

Panik unnötig?

Eine Dystopie aus dem Hause t3n, die viele so nicht gelten lassen wollen. Panik sei unnötig, betont etwa Melanie Heike Schmidt von der Neuen Osnabrücker Zeitung. „Bezos weiß: Kunden sind bequem, sie wollen zuverlässig und schnell ihre Wünsche erfüllt bekommen. Das bietet Amazon“, schreibt Schmidt. „Wenn Bezos jetzt Logistikzentren ausbaut, um auch sonntags liefern zu können, ist das nur logisch. Immer weiter arbeitet sich Amazon in das Leben seiner Kunden vor, denn hier schlummern Potenziale.“ Anleger, die ihre Amazon-Aktien jetzt aller vorherrschenden Nervosität zum Trotz halten, könnten laut Schmidt bald zu den glücklichen Gewinnern gehören. „Seit 20 Jahren beweist Visionär Bezos, dass er richtig liegt. Eine miese Quartalsbilanz wird daran nichts ändern.“

Die Meinungen zu Amazons Quartalsbilanz gehen also ordentlich auseinander. Fix ist nur: Für das laufende Quartal werden Amazon Verluste von bis zu 810 Mio. Dollar vorausgesagt. Und eine baldige Besserung erwartet man derzeit wohl nirgends.

TAGS: , , ,

Antwort hinterlassen