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“Einige tausend Österreicher bezahlen bereits mit Bitcoin”

Gepostet in Payment, Technologie2 Jahre alt • Geschrieben von Redaktion2 Kommentare

Sind Bitcoins nur eine Quasi-Währung mit Ablaufdatum oder das Zahlungsmittel der Zukunft? Mag die Entwicklung der digitalen Währung auch ungewiss sein, so hat sich doch mittlerweile sogar in Österreich eine kleine, aber umtriebige Bitcoin-Szene entwickelt. Ein Gespräch mit dem Bitcoin Austria Vorstand Andreas Lehrbaum.

In der österreichischen Bitcoin-Szene tut sich was: Aus dem Grazer Kompetenzzentrum Coinfinity etwa stammt der erste Bitcoin-Automat Österreichs, der vor gut einem Monat in Betrieb genommen wurde. Währenddessen hat sich der Verein Bitcoin Austria zum Ziel gesetzt, eine Plattform für den Einsatz und die Verbreitung von Bitcoin in Österreich aufzubauen. www.etailment.at hat mit dem Obmann Andreas Lehrbaum gesprochen: über die Bedeutung der digitalen Währung in Österreich und über das Potenzial für den Handel in der Alpenrepublik.

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“Bitcoin ist der österreichischen Schule der Wirtschaftswissenschaft sehr nahe”, erklärt Bitcoin Austria Vorstand Andreas Lehrbaum im Gespräch mit www.etailment.at

www.etailment.at: Herr Lehrbaum, seit 2011 gibt es den Verein Bitcoin Austria, dessen Obmann Sie sind. Wie viele Mitglieder zählt der Bitcoin Austria Verein aktuell?

Andreas Lehrbaum: Bitcoin Austria hat derzeit etwa 20 zahlende Mitglieder, allerdings stehen alle unsere Angebote der Öffentlichkeit gratis zur Verfügung, weshalb sich bei den 14-tägigen Treffen in Wien bzw. Graz auch jeweils eine weit größere Zahl an Bitcoin Interessenten versammelt.

www.etailment.at: Wie schätzen Sie die Bitcoin-Szene in Österreich ein? Wie viele Leute zahlen hierorts bereits mit Bitcoins?

Andreas Lehrbaum: Bitcoin als Zahlungsmittel steckt in Europa noch in den Kinderschuhen, allerdings gibt es auch hierzulande bereits einige Lokale und Geschäfte, die Bitcoin akzeptieren. Vor allem Essensbestellungen via lieferservice.at sind bei vielen Nutzern der neuen Währung sehr beliebt. Bei einem dezentralen Geldsystem ist es sehr schwer festzustellen, von wie vielen Leute es bereits tatsächlich genutzt wird. Unseren Schätzungen zufolge haben jedoch bereits einige Tausend Österreicherinnen und Österreicher Bitcoin verwendet.

www.etailment.at: „Bitcoin accepted here“ – wie viele österreichischen Geschäfte (On- und Offline) haben diesen Spruch bereits an Ihren Eingangstoren plakatiert? Was tut sich in diesem Bereich aktuell?

Andreas Lehrbaum: In Österreich gibt es bislang nur einige Dutzend Geschäfte und Websites, die Bitcoin akzeptieren, jedoch ist das neu gegründete Bitcoin Kompetenzzentrum Coinfinity in Graz sehr aktiv und unterstützt zahlreiche Unternehmen bei der Integration von Bitcoin als Zahlungsmethode. Die kürzlich beantwortete parlamentarische Anfrage zum Thema Bitcoin hat zudem zur Rechtssicherheit österreichischer Unternehmen, die Geschäfte mit Bitcoin machen, beigetragen und so ist zu erwarten, dass die Zahl der Bitcoinakzeptanzstellen in Österreich weiter steigen wird.

www.etailment.at: Eine Möglichkeit, um an Bitcoins zu kommen, ist das Mining-Verfahren. Was braucht ein User, um zu „minen“ und wie gestaltet sich der Ablauf?

Andreas Lehrbaum: Das Mining ist in erster Linie dazu notwendig um die Sicherheit der Bitcointransaktionen zu gewährleisten. Die damit verknüpfte Geldschöpfung ist lediglich der Anreiz für die Miner, diese essenzielle Funktion weiterhin auszuführen. Die Schwierigkeit des Minings, also wieviel Rechenleistung aufgebracht werden muss damit eine gewisse Menge Bitcoins erzeugt wird, regelt sich automatisch entsprechend der Rechenleistung, die insgesamt weltweit dafür aufgewendet wird. Dies führt dazu, dass Mining im Schnitt immer nur knapp profitabel ist und daher mittlerweile zum Großteil in dafür spezialisierten Rechenzentren durchgeführt wird. Das Mining mit Standardhardware wie z.B. Grafikkarten ist mittlerweile nicht mehr profitabel und auch die für Endanwender verfügbare Spezialhardware (ASICs) ist in der Anschaffung und im Betrieb meist deutlich teurer als der zu erwartende Ertrag in Bitcoins. Wer es dennoch versuchen will, für den stehen einige einfach zu verwendende Produkte wie beispielsweise der USB Antminer von Bitmain Tech zur Verfügung.

www.etailment.at: Wie schätzen Sie das Potenzial der Digitalwährung in Österreich für die kommenden zwei bis drei Jahre ein?

Andreas Lehrbaum: Bitcoin ist nach wie vor ein Experiment, allerdings bieten sich vor allem für Händler sehr große Vorteile: weit geringere Gebühren, kein Chargeback Risiko und das Erreichen einer wirklich globalen Kundengruppe. Mit innovativen Startups wie Coinfinity und spezialisierten Zahlungsanbietern die es für Händler trivial und risikolos machen, Bitcoin zu akzeptieren, wird sich die neue Währung vermutlich in den nächsten Jahren als gängige Online Zahlungsmethode etablieren. Mit der Entwicklung geeigneter Softwarelösungen ist auch die zunehmende Akzeptanz von Bitcoin bei “Offline”-Händlern nicht unwahrscheinlich.

www.etailment.at: Welche wirtschaftspolitische Message steckt Ihrer Meinung nach hinter Bitcoin?

Andreas Lehrbaum: Bitcoin ist an sich eine neutrale Infrastruktur um digitale Werteinheiten kostengünstig und sicher zu transferieren. Die garantiert begrenzte Menge und die fehlende Notwendigkeit von Zentralbanken stehen jedoch im starken Gegensatz zum derzeit verbreiteten Geld- und Finanzwesen das auf Inflation, Schulden und zentrales Management angewiesen ist. Bitcoin ist somit in vielerlei Hinsicht der österreichischen Schule der Wirtschaftswissenschaft sehr nahe. Das System bietet erstmals eine global funktionierende Währungsalternative, welche den Bürgern wieder die Kontrolle über ihr Geld zurück gibt und nicht inflationiert werden kann. Eine der zentralen Botschaften ist, dass im einundzwanzigsten Jahrhundert keine Mittelsmänner wie Banken, Kreditkartenunternehmen oder Zahlungsdienstleister mehr notwendig sein müssen um Geld weltweit sicher und in Sekundenschnelle verschicken zu können.

www.etailment.at: Amazon scheint aktuell an einer eigenen digitalen “Währung” zu arbeiten, den Amazon Coins. Wird sich die Amazon-Währung Ihrer Meinung nach durchsetzen?

Andreas Lehrbaum: Amazon Coins sind von der Konzeption her derzeit lediglich ein neuer Name für altbekannten Bonuspunkte oder Geschenkguthaben die nur innerhalb von Amazon verwendet werden können. Den Anspruch an eine echte Währung erfüllen sie jedoch nicht und die von Amazon eingehobenen Gebühren stellen einen weit verbreiteten Erfolg zusätzlich infrage.

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2 Kommentare so far. Feel free to join this conversation.

  1. Keycoon GmbH 7. Juli 2016 at 12:50 - Reply

    Ein weiterer Shop in dem man mit Bitcoins zahlen kann ist http://www.nunus-filamente.com Hier findet man Nunus Filamente, Heizplatten, 3D Drucker Zubehör, Free STL-Files und vieles Wissenswertes über 3D Druck.

  2. Bitman IT 20. Oktober 2016 at 2:52 - Reply

    Bei uns wird man in Zukunft auch mit Bitcoins IT-Dienstleistungen zahlen können. Passend, oder nicht? :) Besuchen Sie uns auf: https://www.bitman.at

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