Online-Marktplatz atalanda: “Starten noch im September in Wien”
“Tagsüber bestellen und abends in den Händen halten, das ist der neue Standard, den aktuell nur der lokale oder regionale E-Commerce schaffen kann.” Das erklärt atalanda-Chef Roman Heimbold im Gespräch mit www.etailment.at. In Österreich ist der Online-Marktplatz derzeit nur in der Stadt Salzburg vertreten, doch bereits im September soll das Angebot auf Wien ausgeweitet werden.
Vor genau einem Jahr startete Roman Heimbold den Online-Marktplatz atalanda. Triebfeder war der Gedanke des Same Day Delivery, den der Dozent an der FH Salzburg nicht kampflos dem Internetgroßhändler Amazon überlassen will. Darum gründete Heimbold nach kurzem auch den hauseigenen Kurierdienst atalogics, der in Salzburg und Hamburg bereits am selben Tag liefert. Nun möchte Heimbold den Schritt in andere Städte wagen: neben Stuttgart und Frankfurt steht auch Wien auf der Liste der zu erobernden Städte. www.etailment.at hat den atalanda-Chef zum Gespräch gebeten.
www.etailment.at: Vor genau einem Jahr hat atalanda in Salzburg seinen Betrieb aufgenommen. Was ist Ihr Fazit nach dem ersten Jahr am österreichischen Markt?
Roman Heimbold: Wir haben in diesem Jahr die Beteiligten am lokalen Markt sehr gut kennengelernt, die lokalen Händler und die lokalen Käufer. Vom lokalen Käufer können wir sagen, dass der Bedarf, online lokal einzukaufen sehr ausgeprägt ist. Allerdings ist die Produktauswahl im lokalen E-Commerce noch zu begrenzt. Hersteller und Händler haben gemeinsam noch nicht die Voraussetzungen geschaffen, ihre Produkte effizient und dauerhaft online zu bringen. Das wird in der nächsten Zeit die große Herausforderung sein. Damit haben wir aktuell eine doch erstaunliche und seltene Konstellation: die Online-Nachfrage ist größer als das Angebot.
Wir von atalanda haben darauf reagiert und öffnen die Plattform in wenigen Tagen auch für Händler, die ihre Produkte nicht online stellen können. Solche Händler tragen sich lediglich mit Produktkategorien, Öffnungszeiten und Telefonnummer in unser Verzeichnis ein. Der Kunde hat dann sofort den Überblick, bei wem er Produkte direkt online oder eben per Telefon in der Stadt bestellen kann, um sie noch am gleichen Tag durch atalanda geliefert zu bekommen.
www.etailment.at: Sie sind ja neben Salzburg auch noch in Hamburg vertreten. Welche Unterschiede konnten sie zwischen Österreich und Deutschland feststellen?
Roman Heimbold: Wir können da kaum Unterschiede erkennen, die Herausforderungen und Chancen sind in beiden Märkten recht gleich.
www.etailment.at: Wie viele Salzburger Händler verkaufen derzeit auf atalanda?
Roman Heimbold: 13 Händler haben zurzeit direkt auf atalanda ihre Produkte gelistet, weitere Händler nutzen einfach unsere Logistik, wenn zum Beispiel Anfragen per Telefon reinkommen. Grundsätzlich kann man feststellen, je mehr ein Händler seinen Kunden kommuniziert, dass er auch per Internet oder Telefon Bestellungen annimmt, umso erfolgreicher ist er mit dem atalanda System.
www.etailment.at: Sie haben eine Expansion in weitere Städte angekündigt. Welche Städte werden das sein?
Roman Heimbold: Wir planen in diesem Jahr noch in vielen größeren Städten im deutschsprachigen Raum zu starten, im September und Oktober zum Beispiel in Wien, Stuttgart, Frankfurt und Wuppertal. Wenn wir Anfragen von größeren Kunden bekommen, schieben wir auch mal außerplanmäßig eine Stadt in unsere Rollout-Planung. Unser Ansatz ist da sehr flexibel.
www.etailment.at: Zusätzlich zu atalanda haben Sie den Kurierdienst atalogics gegründet – können Sie erklären, worum es dabei geht?
Roman Heimbold: Als wir atalanda entwickelt haben, wollten wir uns nur um den Marktplatz kümmern. Die Logistik für die Lieferung am gleichen Tag sollte ein externer Partner übernehmen. Wir hatten vier Anforderungen: Ein Stadtpreis unabhängig von der Distanz, ein Preis von maximal fünf Euro netto, Sendungsverfolgung in Echtzeit sowie eine Abdeckung aller größeren deutschsprachigen Städte. Wissen sie, wie viele Anbieter wir mit diesen Voraussetzungen gefunden haben? Keinen! Da haben wir uns entschieden, die Logistik selbst zu entwickeln – und es war eine gute Entscheidung.
Jetzt haben wir eine Logistiklösung, mit der wir Waren von Händlern tagsüber abholen und am gleichen Abend liefern für nur 5.95 Euro brutto. Die Logistik von atalanda ist für alle offen, egal ob ein Händler auf atalanda gelistet ist oder nicht. Lieferaufträge können im Web, über eine mobile App oder automatisiert per API aufgegeben werden.
www.etailment.at: Was sind die größten logistischen Herausforderungen, wenn es um Same Day Delivery und Local Commerce geht?
Roman Heimbold: Die größte Herausforderung ist es, auf den vom Kunden gewohnten Versandpreis zu kommen. Das gelingt durch zwei Faktoren: effiziente Prozesse und Skalierung. Die effizienten Prozesse bekommen wir durch ein komplexes und durchgängiges IT-System hin, d.h. der Kunde bestellt online, die Daten werden automatisiert übertragen, die Kurierdienste können den Fahrern den Auftrag zuweisen und der Fahrer erhält diesen Auftrag auf seinem Smartphone. Das passiert alles automatisiert, es sitzt also keiner mehr mit Telefon, Funkgerät, Fax oder ähnlichem dazwischen. Der andere Punkt ist die Skalierung. Durch den atalanda Ansatz bündeln wir die Aufträge verschiedenster Unternehmen und geben sie in der Regel dem besten Kurierdienst vor Ort – damit er schnellstmöglich Skalierungen realisieren kann.
www.etailment.at: Sie haben angekündigt, atalanda unter anderem auch nach Wien zu bringen – wie sehen die Vorbereitungen dbzgl. aus?
Roman Heimbold: Wir starten schon diesen September in Wien, die Vorbereitungen dafür laufen auf Hochtouren. Alle Händler in Wien sind eingeladen, sich an das atalanda System anzuschließen und damit einen echten Wettbewerbsvorteil gegenüber dem klassischen Online-Versand auszuspielen. Wir freuen uns sehr auf Wien!
www.etailment.at: Wo sehen Sie atalanda in einem Jahr?
Roman Heimbold: Wir werden noch in weiteren Städten präsent sein und weiter hart daran arbeiten, dass Kunden wie Händler beim Thema „Same Day Delivery“ immer zuerst an atalanda denken.
www.etailment.at: Und zum Abschluss noch eine allgemeine Frage: wo sehen Sie das Konzept des Local Commerce in drei Jahren?
Roman Heimbold: Das Thema wird an Dynamik gewinnen. Mit dem Lebensmittelhandel als treibende Kraft werden sich Kunden daran gewöhnen, dass man online auch lokal kaufen kann. Ob in drei Jahren oder fünf, der Kunde wird sich in Zukunft nicht mehr vorstellen können, 24 Stunden auf normale Lieferungen zu warten. Tagsüber bestellen und abends in den Händen halten, das ist der neue Standard, den aktuell nur der lokale oder regionale E-Commerce schaffen kann.